Baltic Sea Rush 2023: Von Wismar via Fehmarn nach Kiel
Intro
Auch in diesem Jahr startete ich wieder zum “Baltic Sea Rush”. Diesmal begleitete mich Michael, den ich mittlerweile ebenfalls für das Graveln und Bikepacking begeistern konnte. Die Route führte uns, startend in Wismar, über Fehmarn bis nach Kiel. Dabei ging es immer entlang der Küstenlinie über Travemünde, Neustadt in Holstein und Dahme bis auf die Insel Fehmarn, welche wir umrundeten. Wieder auf dem Festland führte die Strecke weiter über Heiligensee, Oldenburg in Holstein und nach Sehlendorf entlang der Hohwachter Bucht. Die letzte Etappe nach Kiel führte uns unter anderem entlang des Schönberger Strands. Es waren sechs Tage auf rund 400km die wieder einmal gefüllt waren mit wunderschönen Eindrücken entlang der Küstenlinie, die sich oftmals in unbeschreiblich berührenden Gemälden in mein Herz brannten. Auch dieser Bikepacking-Trip wird wieder für eine lange Zeit nachwirken.

Zwischen Sehlendorf und Behrensdorf.
13. Juli 2023
Die Anreise:
Leipzig – Berlin – Wismar
Unsere Reise nach Wismar begann am späten Abend am Leipziger Hauptbahnhof. Von hier aus hatten wir uns entschieden, die Bahnverbindung über Berlin nach Wismar zu nutzen. Da wir unser Budget im Auge behalten wollten, hatten wir uns bereits zwei Wochen zuvor auf die Suche nach den besten Angeboten gemacht und schließlich ein kostengünstiges Ticket für zwei Personen mit zwei Fahrrädern ergattert. Die Reisekosten zu reduzieren war eine kluge Entscheidung, aber es bedeutete auch, dass wir uns für eine Nachtfahrt entscheiden mussten.
Ein hochmotivierter Start unserer Ostseereise am Leipziger Hauptbahnhof.
Um 22:20 Uhr starteten wir unsere Zugreise von Leipzig aus. Die Nachtfahrt hatte schon einen ganz besonderen Charme, aber es war natürlich nicht ganz einfach, während der Fahrt zur Ruhe zu kommen. Dennoch versuchten wir, es uns so bequem wie möglich zu machen, denn wir wussten, dass uns ein anstrengender Reisetag sowie die erste Tourenetappe noch bevorstand. Nach einer anderthalbstündigen Fahrt mit dem schnellen ICE erreichten wir schließlich den Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen. Hier hatten wir einen längeren Aufenthalt von mehr als 4 Stunden, bevor unser nächster Zug in Richtung Wismar abfahren sollte. Die Zeit in Berlin-Gesundbrunnen verbrachten wir mit einem gemischten Gefühl von Müdigkeit und Aufregung. Die Vorfreude auf unsere Küstentour ließ uns jedoch die Wartezeit etwas leichter ertragen.
Aufenthalt im Wartebereich am Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen. Hier wurde die Geduld und das Durchhaltevermögen schonmal auf Herz und Nieren geprüft.
Endlich war es dann soweit, und wir machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Zug. Die knapp dreieinhalbstündige Fahrt bis nach Wismar stand uns bevor. Obwohl wir schon einiges an Reisezeit hinter uns hatten, war unsere Motivation immer noch ungebrochen. Die Aussicht auf das bevorstehende Abenteuer und die Schönheit der Küstenregion ließ uns alle Müdigkeit vergessen. Während der Zugfahrt beobachteten wir die vorbeiziehende Landschaft, und je näher wir Wismar kamen, desto mehr stieg unsere Vorfreude. Als die Zuganzeige schließlich “Wismar” anzeigte, spürten wir, wie sich die Anspannung und Vorfreude gleichermaßen in uns ausbreiteten. Es war eine Mischung aus Erschöpfung und Aufregung, als der Zug am Bahnhof von Wismar zum Stehen kam. Um 7:30 Uhr endlich am Zielort angekommen, empfing uns die Stadt mit ihrem ganz eigenen Charme und einer Atmosphäre, die uns sofort gefangen nahm. Die frische Meeresbrise und die Vorfreude darauf, endlich unsere Küstenwanderung zu beginnen, ließen uns alle Strapazen der langen Anreise vergessen. Obwohl die Reise nach Wismar eine echte Geduldsprobe gewesen war, wussten wir, dass sie der Auftakt zu einem unvergesslichen Abenteuer war.
Bahnfahrt von Berlin-Gesundbrunnen. Nur noch dreieinhalb Stunden bis zum Start des “Baltic Sea Rush 2”. Bild 3: Ankunft in Wismar.
14. Juli 2023│Distanz: 64,5 KM
tag 1:
Wismar via Klütz nach Travemünde
Am frühen Morgen erreichten wir Wismar, und nach einer eher unruhigen Bahnfahrt sehnten wir uns nach einer stärkenden Auszeit. Die anfängliche Aufregung und die aufkeimende Vorfreude auf die bevorstehende Küstenradtour ließen uns über die Müdigkeit hinwegsehen. Die leichte Erschöpfung konnte unsere Begeisterung nicht trüben, denn wir waren voller Motivation und Tatendrang, die malerische Küstenlinie zu erkunden.

Blick auf die Werft von der Stockholmer Straße in Wismar.
Bevor wir uns jedoch voller Elan auf den Weg machten, hatte ich in der Innenstadt noch eine wichtige Mission zu erfüllen. In der vergangenen Nacht hatte sich mein treuer und geliebter Knautschsack leider verabschiedet und war nicht mehr zu reparieren. Daher musste ich dringend einen Ersatz finden, um die kommenden Tage gut ausgerüstet zu sein. Zum Glück bot die sehenswerte Innenstadt von Wismar eine Vielzahl von Geschäften, und ich wurde fündig. Ein robuster, neuer Rucksack von Ortlieb begleitete mich fortan auf unserer Tour.
Kurzes Sightseeing durch die Innenstadt von Wismar nach der Ankunft.
Gut gestärkt von unserem Frühstück in einer gemütlichen Bäckerei und nachdem wir einige Sehenswürdigkeiten in der malerischen Altstadt von Wismar erkundet hatten, brachen wir endlich zu unserer ersten Etappe in Richtung Travemünde auf. Unser Weg führte uns zunächst entlang der bezaubernden Wismarbucht, die mit ihrem sanften Wellenschlag und dem glitzernden Wasser einen herrlichen Anblick bot. Unser erster Halt war der Wendorfer Strand bei Zierow. Die malerische Kulisse und das ruhige Rauschen der Wellen luden uns ein, für einen Moment innezuhalten und die Schönheit der Ostsee zu genießen. Es war, als ob die Zeit hier stehen blieb, und wir konnten die Natur in ihrer vollen Pracht bewundern.
Am Wendorfer Strand.
Unsere Strecke führte uns weiter zum Hohen Wieschendorf Huk, und schon bald offenbarten sich uns atemberaubende Ausblicke auf die Küstenlinie der Ostsee. Die beeindruckenden Klippen und das endlos weite Meer erfüllten uns mit Staunen und Demut gegenüber der Natur. Mit jedem weiteren Kilometer wuchs unsere Begeisterung für diese Küstenradtour. Das Rauschen der See und der Duft von salziger Meeresluft weckten in uns eine tiefe Sehnsucht nach Abenteuer und Entdeckung. Es war, als ob die Ostsee uns mit offenen Armen empfing und uns auf eine Reise voller Abenteuer lockte. Die Faszination für die Natur, die uns umgab, ließ uns alle Müdigkeit der langen Anreise vergessen. Stattdessen spürten wir eine Energie und Lebendigkeit, die uns antrieb, immer weiterzugehen und jeden Moment dieser Reise auszukosten. Jeder gefahrene Kilometer führte uns zu neuen Wundern und zauberhaften Ausblicken, die uns immer wieder in Staunen versetzten. Immer tiefer tauchten wir in die Schönheit dieser Region ein.

Micha höchst motiviert und schon ziemlich professionell ausschauend auf dem Trail in Richtung Wieschendorf Huk.
Entlang des Hohen Wieschendorf Huk. Hier mussten wir feststellen, dass es nicht immer möglich ist, direkt an der Küstenlinie entlang zu fahren. Herausforderungen waren eben inklusive bei unserer Reise.
In meiner anfänglichen Tourenplanung war ich voller Begeisterung dabei und hatte mir eigentlich vorgenommen, immer direkt entlang der Küstenlinie zu radeln. Die Vorstellung, die atemberaubende Schönheit der Küstenlandschaft hautnah zu erleben, beflügelte meine Abenteuerlust. Doch schon bald musste ich feststellen, dass meine ursprüngliche Idee nicht immer umsetzbar war. Die Realität entlang der Küstenstrecke erwies sich als vielfältig und manchmal unerbittlich. An manchen Abschnitten der Route wurden meine Pläne von lockeren Sandstränden durchkreuzt, die ein Vorankommen mit dem Fahrrad nahezu unmöglich machten. Die wilden Graswiesen entlang einiger Küstenabschnitte waren so dicht und uneben, dass das Radfahren zur Herausforderung wurde. Und dann gab es noch die steilen Hänge, die es manchmal unmöglich machten, auf zwei Rädern weiterzukommen und diese eher über Hindernisse zu tragen.
Am Hohen Wieschendorf Huk gestaltete es sich teilweise doch ziemlich kompliziert an der Küstenlinie auf dem Rad zu bleiben. – Learning by doing.
Diese unerwarteten Hindernisse waren anfangs frustrierend, doch ich begriff schnell, dass Herausforderungen auch Chancen bieten, um dazuzulernen und zu wachsen. Es war eine Lektion in Anpassungsfähigkeit und Demut gegenüber der Natur. Statt mich von den Hindernissen entmutigen zu lassen, beschloss ich, dass wir uns den Gegebenheiten anpassen und neue Wege finden. So lernte ich auch während unserer Reise, vorsichtiger zu sein und nicht allein auf den ursprünglichen Plan zu beharren. Ich erkannte, dass es wichtig war, die Strecke im Voraus sorgfältiger zu analysieren und mögliche Schwierigkeiten zu berücksichtigen. Manche Abschnitte, die auf den ersten Blick verlockend erschienen, mussten wir hinterfragen und gegebenenfalls alternative Wege suchen, um sicher und ohne unnötige Risiken voranzukommen. Doch trotz dieser Herausforderungen entdeckten wir auch die Schönheit in der Anpassung. Wenn wir von der geplanten Route abwichen, fanden wir manchmal verborgene Pfade und unentdeckte Schätze. Wir erkundeten kleine Fischerdörfer und versteckte Buchten, die nicht in der ursprünglichen Planung vorgesehen waren. Diese unvorhergesehenen Entdeckungen bereicherten unsere Reise und machten sie zu einem einzigartigen und aufregenden Abenteuer.


Herrlicher Ausblick am Fichtenkopf am Hohen Wieschendorf Huk über die Ostsee.

Natürlich gehörten immer wieder kleine Stärkungen zwischendurch zum Ablauf unserer Tour. Am Ostseecamping Beckerwitz konnte ich meinem knurrenden Magen somit eine furchtbar leckere Bulette zuführen, für die ich mich doch tatsächlich gegen eine Thüringer Rostbratwurst entschied. Glaube ich jedoch noch immer nicht so wirklich daran, dass die Thüringer auch wirklich eine reine Thüringer war. Auf dem weiteren Verlauf unserer kleinen Radreise sollte dann wohl der Erbeerkuchen zu einem festen Bestandteil meiner Energiezufuhr werden.
Nachdem wir die Herausforderungen des Hohen Wieschendorf Huk gemeistert hatten, setzten wir unsere Route fort und radelten durch malerische Ortschaften und idyllische Landschaften. Unser Weg führte uns zunächst durch Beckerwitz, wo wir den imposanten Wohnleuchtturm bestaunten, der uns mit seiner markanten Erscheinung beeindruckte. Von Beckerwitz aus ging es weiter nach Gramkow, einem charmanten Dorf mit typisch norddeutschem Flair. Hier begegneten wir freundlichen Einheimischen und genossen die entspannte Atmosphäre des Ortes. Unser nächstes Ziel war Wohlenberg, doch auf dem Weg dorthin unterlief uns eine kleine Fehlleitung, die uns unfreiwillig auf eine kleine Entdeckungstour führte. Wir landeten in Klütz. Hier faszinierte uns besonders die prächtige Marienkirche. Später führte unser Weg uns auch durch Elmenhorst, wo wir eine militärische Radar- und Funkstation namens Radarstellung Kalkhorst besichtigten. Die historische Bedeutung dieses Ortes faszinierte uns, und wir tauchten in die Geschichte ein, während wir die Überreste der Anlage erkundeten. Obwohl unsere Route uns nicht zum Tarnewitzer Huk bei Boltenhagen führte, waren wir mit der Umleitung mehr als zufrieden. Die unerwarteten Entdeckungen und Begegnungen machten diese kleine Abweichung zu einem besonderen Teil unserer Reise.
Die letzten Kilometer dieses ereignisreichen Tages führten uns durch eine faszinierende Landschaft, die uns immer wieder zum Staunen brachte. Unser Weg führte uns vorbei am Brooker Wald, der uns mit seiner urigen Schönheit in den Bann zog. Das dichte Blätterdach spendete uns angenehmen Schatten, während wir die frische Wald- und Seeluft genossen und die Natur um uns herum in vollen Zügen aufsogen. Nachdem wir den Brooker Wald hinter uns gelassen hatten, erreichten wir den Strand von Gross Schwansee. Hier eröffneten sich uns atemberaubende Ausblicke auf den Strand und das glitzernde Meer. Die sanften Wellen, die sich an den Ufern brachen, und das beruhigende Rauschen des Meeres versetzten uns in eine entspannte und gelöste Stimmung. Weiter führte uns die Route zum Barendorfer Strand, ein weiterer Küstenabschnitt. Unseren letzten Halt vor dem Tagesziel Travemünde bildete der Rosenhagener Strand. Die Schönheit und Unberührtheit der Natur erfüllten uns mit Dankbarkeit und Demut, und wir konnten es kaum fassen, wie viele faszinierende Eindrücke wir schon jetzt an einem einzigen Tag gesammelt hatten.
Die Priwallfähre über die Trave in Travemünde.
Travemünde, unser Ziel für diesen Tag, begrüßte uns mit einer fesselnden Hafenstadtatmosphäre. Die schmucken Häuser und das quirlige Treiben im Hafen versetzten uns in eine lebhafte Stimmung. Es war ein perfekter Abschluss eines ereignisreichen Tages entlang der Ostseeküste. Bevor wir mit der Priwall-Fähre über die Trave auf die andere Uferseite setzten organisierten wir uns noch, mit Hilfe von Google Maps und Komoot, spontan eine Zeltmöglichkeit auf einem Nahe liegenden Campingplatz. So fanden wir ganz entspannt einen Zufluchtsort für die Nacht auf dem Campingplatz Travemünde-Ivendorf.


Abschluss des ersten Tages auf dem Campingplatz Travemünde-Ivendorf mit einer netten Suppe vom Gaskocher samt feinsten Wienerstückchen zum Abendmahl.
15. Juli 2023│Distanz: 70,5 KM
tag 2:
Travemünde via Neustadt in Holstein nach Dahme
Der zweite Tag unserer Reise wurde erneut zu einem absoluten Highlight. Die Route führte uns von Travemünde aus über Neustadt in Holstein bis nach Dahme, und dabei begleitete uns weiterhin stets die atemberaubende Küstenlandschaft der Ostsee. Die Natur zeigte sich von ihrer schönsten Seite und präsentierte uns eine Vielzahl von Naturschönheiten, die uns immer wieder wie lebende Gemälde erschienen.

Start am Morgen am Campingplatz Travemünde-Ivendorf.
An diesem Tag begann unsere Tour vom Campingplatz Travemünde-Ivendorf aus, und unser erster Anlaufpunkt war die Stadt Travemünde selbst. Wir beschlossen, den Morgen gemütlich zu starten und uns in einem Café zu stärken, um uns für die bevorstehende Fahrradtour zu wappnen. Und so führte uns unser Weg direkt zur Gelateria Venezia. Das Café strahlte mit seiner mediterranen Atmosphäre und den bunten Farben eine angenehme Leichtigkeit aus. Man fühlte sich schon fast wie in Italien. Das Verlangen nach einem heißen Kaffee und einer süßen Versuchung war groß, und die Gelateria Venezia ließ keine Wünsche offen. Ein Kännchen duftender Kaffee und ein köstlicher Joghurteisbecher mit frischen Erdbeeren wurden serviert und brachten die Geschmackssinne zum Tanzen. Die erste köstliche Kaffeeschale weckte die müden Geister auf, und das frische Joghurteis schmeckte einfach himmlisch. Es war genau das Richtige, um die emotionale Befindlichkeit wieder ins Gleichgewicht zu bringen und sich auf die bevorstehende Radtour vorzubereiten.

Ein gustatorischer Einstieg in den neuen Tourentag in der Gelateria Venezia bei einem frischen Joghurteis mit Erdbeeren und einem Kännchen Kaffee.
Während wir unser Café genossen, beobachteten wir das geschäftige Treiben um uns herum und besprachen den weiteren Fortgang unserer Tagesroute. Es war ein Moment der Entschleunigung, der es ermöglichte, einfach den Augenblick zu genießen und die Sorgen des Alltags für einen Moment zu vergessen. Gestärkt und mit neuen Energien setzten wir schließlich unsere Reise fort, bereit für die Abenteuer, die uns noch erwarteten. Der Geschmack des Kaffees und des Eisbechers begleitete uns auf unserem Weg und erinnerte uns immer wieder an diesen besonderen Moment des Genusses und der Entspannung. Es sind solche kleinen Pausen und Momente des Innehaltens, die eine Reise besonders machen und die Möglichkeit geben, die Schönheit der Umgebung und die Freuden des Lebens in vollen Zügen zu genießen. Und genau diese Gelassenheit auch zu leben, war eine meiner größten Herausforderungen auf der Reise. – Mit dieser positiven Energie und dem Gefühl der Zufriedenheit radelten wir weiter und freuten uns auf all die weiteren Genussmomente, die uns noch bevorstehen würden.

Hafen an der Trave, das Maritim Strandhotel am Travemünder Strand und Lotsenstation an der Trave.
Nach dem zelebrieren des Morgens an der Gelateria führte uns die Route weiter zum Hafen an der Trave, dann entlang der Travepromenade, vorbei am Leuchtfeuer Travemünde und bis zum Molenfeuer an der Nordermole. Die lebendige Atmosphäre des Hafens versetzte uns sofort in eine maritime Stimmung. Entlang der Travepromenade genossen wir den Ausblick auf die See inmitten des städtischen Treibens. Während wir den Blick über die Strände schweifen ließen, wurde uns bewusst, wie stark frequentiert diese Orte waren und dass diese überlaufenen Strände nicht das waren, wonach wir suchten. So waren wir ziemlich dankbar, dass wir uns für das Bikepacking entschieden hatten, denn auf diese Weise konnten wir abseits der Menschenmassen die wunderschöne Küstenregion erkunden. Auf unserem Weg entlang der Nordermole erreichten wir schließlich das Molenfeuer, das uns mit seiner Ruhe und Beharrlichkeit inmitten des touristischen Treibens beeindruckte.
Das Molenfeuer an der Nordermole, Travemünde.
Das Molenfeuer Travemünde ist ein kleiner Leuchtturm auf der Nordermole in Lübeck-Travemünde. Die so genannte Nordermolenbake bezeichnet die Einfahrt in die Trave und warnt die Schifffahrt vor den Untiefen vor dem Brodtener Ufer. Parallel zur Verlängerung der Nordermole wurde 1967 ein Stahlbetonturm auf dem Molenkopf errichtet. Der neue Stahlturm wurde von einem Betrieb im Emsland gefertigt. Im Mai 2013 konnte die neue Nordermolenbake ihren Betrieb aufnehmen.
Wikipedia: Molenfeuer Travemünde
Das in die Höhe ragende Maritim Strandhotel am Travemünder Strand ist weit über die Stadtgrenzen hinaus zu sehen, wenn man der Küstenlinie folgt.

Entlang der Strandpromenade in Travemünde in Richtung Brodtener Ufer und Steilküste.
Nachdem wir Travemünde über seine nördliche Stadtgrenze verlassen haben, ging es weiter in Richtung des Brodtener Ufers und seiner Steilküste. Das Brodtener Ufer offenbarte sich als ein beeindruckendes Naturerlebnis an der Ostseeküste. Die Steilküste erstreckt sich über etwa fünf Kilometer und bot eine faszinierende Kulisse aus imposanten Klippen und atemberaubenden Ausblicken auf die Ostsee. Eine der auffälligsten Besonderheiten des Brodtener Ufers sind seine verschiedenfarbigen Gesteinsschichten. Die Fahrt führte über feinsten Schotter, immer direkt an den Klippen entlang. Ein weiteres Highlight des Brodtener Ufers ist die Aussichtsplattform Hermannshöhe. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Panoramablick auf die Ostsee und die angrenzenden Küstenabschnitte. Die Plattform ist der perfekte Ort, um die Schönheit der Küstenlandschaft in ihrer vollen Pracht zu bewundern. Entlang der Küste kann man unter anderem auch Überreste von Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg entdecken. Diese Relikte erinnern an vergangene Zeiten und lassen Raum für nachdenkliche Reflexionen über die Geschichte der Ostsee-Region. Die einzigartige Mischung aus geologischer Vielfalt, Naturschönheit und Geschichte macht das Brodtener Ufer zu einem besonderen Ort.

Brodtener Ufer mit Steilküste.
Nachdem wir Niendorf durchquert hatten, erreichten wir unseren nächsten Zwischenstopp in Timmendorfer Strand. Die kleine Stadt empfing uns mit einer einladenden Atmosphäre, und wir beschlossen, eine kurze Rast einzulegen, um neue Energie zu tanken. Inmitten des Stadtzentrums fanden ließen wir uns auf einer Bank nieder, wo wir uns mit süßen Leckereien und taurinhaltigen Getränken verwöhnten. Dabei beobachteten wir wieder fasziniert das lebendige Treiben in den kleinen Gassen des Städtchens. Es war immer wieder ein grandioser Wechsel zwischen der Ruhe an den meist menschenleeren Küstenabschnitten und der Lebendigkeit in den stark besuchten Tourismusorten.
Timmendorfer Strand.
Die entspannte Stimmung, das fröhliche Lachen der Menschen und das lebhafte Treiben ließen uns spüren, wie wunderbar es hier sein konnte, wenn man sich einfach der Atmosphäre hingab. Die Versuchung, ein paar Stunden mehr in diesem charmanten Ort zu verbringen, war groß. Aber die Herausforderung der uns noch bevorstehenden Strecke rief uns zur weiteren Fahrt. Mit neuer Energie und einem Hauch von Bedauern, dass wir nicht länger bleiben konnten, setzten wir unsere Tour fort. Unsere nächste Etappe wartete darauf, gemeistert zu werden, und wir wollten sicherstellen, dass wir rechtzeitig am nächsten Tagesziel ankamen. Denn obwohl Timmendorfer Strand ein Ort der Entspannung und des Genusses war, erwartete uns auf unserem Weg noch so viel mehr von der zauberhaften Ostseeküste.
Timmendorfer Strand.
Unsere Route führte uns unermüdlich weiter entlang der Strandallee, die uns von Timmendorfer Strand bis nach Neustadt in Holstein führte. Während wir uns auf unseren Bikepacking-Bikes durch die zauberhafte Landschaft bewegten, durften wir immer wieder die Schönheit idyllischer Örtchen wie Scharbeutz, Haffkrug und Sierksdorf bestaunen, die unseren Weg säumten. Der Radweg, den wir befuhren, war ein Teil des offiziellen Ostseeküstenradweges und erfüllte alle Erwartungen, die wir an eine entspannte und zugleich atemberaubende Radtour hatten. Die sanft geschwungenen Wege führten uns entlang der wunderschönen Strandkulissen, während der warme Wind uns um die Nase strich und uns das Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit verlieh.

Zwischen Travemünde und der Steilküste Sierksdorf reihte sich ein Touristenmagnet an den anderen. Der Radweg war dabei fantastisch zu fahren.
In Scharbeutz erwartete uns ein lebendiger Trubel. Die Strandpromenade lud mit zahlreichen Cafés, Restaurants und Geschäften zum Verweilen ein. Doch wir mussten weiter in die Pedale treten. So nahmen wir nur im vorbei fahren, die frische Meeresluft, das fröhliche Treiben der Urlauber und die ganz besondere Lebendigkeit wahr. In Haffkrug faszinierte der Charme des traditionellen Ostseebades. Die reetgedeckten Häuser und die liebevoll gestalteten Gärten gaben dem Ort ein malerisches Flair. Nachdem wir Sierksdorf passierten wurden wir wieder von der herrlichen Naturkulisse an der Steilküste Sierksdorf ummantelt.
An der Steilküste Sierksdorf in Richtung Neustadt in Holstein.
Kurz vor Neustadt in Holstein, zeigte sich, dass unsere Bikepacking-Tour ihre ersten Spuren auf den Rädern hinterlassen hatte. Besonders Micha’s Rad zeigte erste Verschleißerscheinungen. Die rechte Gabeltaschenhalterung hatte sich allmählich gelockert und war nicht mehr ordentlich mit der Feststellschraube zu fixieren. Eine kleine Herausforderung, die wir jedoch mit Zuversicht angingen. Glücklicherweise bot Neustadt die perfekte Lösung für unser Problem, denn direkt bei der Einfahrt in die Stadt tauchte ein Baumarkt auf. Wir machten ihn kurzerhand zur ersten Anlaufstelle, um das notwendige Material zu besorgen. Kabelbinder erwiesen sich als die rettende Lösung, und mit ein paar geschickten Handgriffen gelang es uns, die Gabeltaschenhalterung wieder fest und stabil zu befestigen. Es war ein Moment der Zufriedenheit, als wir sahen, dass die Reparatur erfolgreich war und wir unsere Reise ohne größere Verzögerung fortsetzen konnten. Improvisation ist eben auch Know-How. So bringt jede Tour ihre eigenen Herausforderungen mit sich, und es gehört dazu, diese mit Kreativität und Flexibilität zu meistern. Doch gerade diese kleinen Hindernisse machen solche Reise zu etwas Besonderem. Ganz nebenbei konnten wir auch gleich unsere Getränkeflaschen wieder auffüllen.
Kabelbinder, oftmals der Problemlöser.
“Jede Tour bringt ihre eigenen Herausforderungen mit sich, und es gehört dazu, diese mit Kreativität und Flexibilität zu meistern.”
Sascha
Nachdem wir die Gabeltaschenhalterung erfolgreich repariert hatten, setzten wir unsere Fahrt fort und konnten es kaum glauben, als wir nur wenige Meter weiter eine McDonald’s-Filiale entdeckten. Der Zufall konnte nicht besser sein, denn mittlerweile war es bereits Nachmittag, und unsere Mägen hatten seit dem Morgen nur eine kleine Stärkung erhalten. Die Verlockung eines herzhaften und sättigenden Mahls war einfach zu groß, um sie zu ignorieren. Entschlossen, unseren Energiespeicher wieder aufzufüllen, entschieden wir uns hier einen längeren Stopp einzulegen. Der Genuss des herzhaften “schnellen” Essens nach einer langen Radtour war ein wahres Fest für unsere Sinne. Nachdem unsere Mägen zufrieden gefüllt waren und wir unsere Kräfte erneuert hatten, machten wir uns mit gestärktem Elan bereit, die letzten Kilometer bis Dahme zu absolvieren. Denn dort hatte ich uns schon den nächsten Campingspot organisiert, an welchem wir die kommende Nacht verbringen würden.
Energie, Energie, Energie. – Zwischenstop und Stärkung im McDonalds in Neustadt/Holstein.
Nachdem wir uns eine knappe Stunde Zeit genommen hatten, um uns zu erholen und neue Energie zu tanken, setzten wir unsere Reise fort und steuerten den Neustädter Hafen an. Schon von Weitem zeigte sich uns eine bezaubernde maritime Kulisse, die direkt an der Uferpromenade zu finden war und von der historischen Altstadt mit ihren charmanten Fachwerkhäusern und gepflasterten Gassen umrahmt wurde. Die Atmosphäre im Hafen war lebendig und fesselnd. Das Rauschen des Wassers, das Klappern der Masten der anliegenden Boote und das geschäftige Treiben verliehen dem Ort eine unverkennbare Stimmung. Entlang der Uferpromenade flanierten Spaziergänger und wir genossen hin und wieder die Aussicht auf die Neustädter Bucht.
Am Hafen in Neustadt in Holstein.
Als wir Neustadt auf dem Stutthofweg entlang, entlang des Südufers in Richtung Pelzerhakener Strand verließen, wurden wir direkt wieder von der Veränderung des Ambientes umhüllt. Die Kulisse verwandelte sich sofort in ein uriges und wildes Ostseeflair, das einen in seinen Bann zog. Jeder Meter auf diesem Abschnitt offenbarte uns eine kleine Naturschönheit nach der anderen, und es fühlte sich manchmal an wie in einer unberührten Oase. Die unendlichen Sandstrände, die von saftigem Grün gesäumt wurden, und das ständige Rauschen der Wellen begleiteten unseren Weg. Es war, als ob wir durch eine unendliche Naturidylle radelten, die uns mit jeder Pedalumdrehung tiefer in ihre Schönheit eintauchen ließ. Die ungestörte und weitläufige Landschaft des Südufers beeindruckte zutiefst und lud immer wieder dazu ein, die Zeit zu vergessen und einfach die Momente in vollen Zügen zu genießen.

Südstrand zwischen Neustadt in Holstein und Bliesdorf.
“Die Ruhe und Gelassenheit dieser Gegend waren eine wahre Wohltat für die Sinne. Kein hektisches Treiben, keine überfüllten Strände – nur die unberührte Natur und das sanfte Rauschen der Wellen.”
Sascha
Während wir weiter entlang des Rettiner Strandes fuhren und kurze Zeit später oberhalb der Klippen des Bliesdorfer Strandes entlang radelten, wurde unsere Faszination für die Ostsee nicht im Geringsten gemindert. Ganz im Gegenteil, sie steigerte sich sogar noch weiter, je mehr wir von dieser atemberaubenden Küstenregion entdeckten. Es schien, als ob hinter jeder Biegung und nach jedem Hügel eine neue Perle dieser zauberhaften Gegend auf uns wartete. Der Rettiner Strand beeindruckte uns mit seiner Weitläufigkeit und seiner unberührten Naturschönheit. Der sanfte Sandstrand erstreckte sich scheinbar endlos entlang der Küste. Die frische Meeresluft und das Rauschen der Wellen umgaben uns, während wir uns von der Weite der See verzaubern ließen. Die Klippen des Bliesdorfer Strandes eröffneten uns eine völlig neue Perspektive auf die Ostsee. Von den erhöhten Felsen aus hatten wir spektakuläre Panoramablicke über das glitzernde Wasser und die unendliche Weite des Horizonts. Die majestätische Schönheit der Ostsee, die sich vor uns ausbreitete, raubte einem förmlich den Atem. Es waren Momente der Ehrfurcht und Bewunderung für die unberührte Natur, die uns umgab.
Panoramaausblicke auf die Ostsee von den Klippen am Bliesdorfer Strand.
Nachdem wir den Bliesdorfer Strand passiert hatten, lagen nur noch wenige Kilometer zwischen uns und unserem Campingplatz in Dahme. Überraschenderweise raubten uns die Kilometer an diesem Tag nur wenig von unserer Beinkraft. Es schien, als ob die Schönheit und Faszination, die uns auf unserer Route stets begleitete, uns mit einer besonderen Energie versorgte und uns zu neuen Höchstleistungen antrieb. Die herrliche Umgebung und die atemberaubenden Ausblicke waren ein stetiger Kraftspender für uns und ließen uns die Anstrengungen des Tages fast vergessen. Mit einer wahrscheinlich überbordenden Motivation und einem gewissen Kraftüberschuss rockten wir die letzten Kilometer von Grömitz bis nach Dahme in ziemlich zügigem Tempo. Die Vorfreude darauf, unser heutiges Etappenziel zu erreichen, trieb uns an und ließ uns die letzten Kräfte mobilisieren.

Unsere treuen Pferde, das Canyon Grizl und Trek Checkpoint.
Auf dem Campingplatz De Lütte Danziger wurden wir herzlich und freundlich empfangen. Schon beim Telefonat mit der Inhaberin, als ich auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz einige Absagen einstecken musste, wurde mir entgegenkommend und einladend begegnet. Es war erfrischend zu erleben, wie sehr die Betreiber des Campingplatzes darum bemüht waren, ihre Gäste willkommen zu heißen und ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Der Campingplatz selbst zeichnete sich durch seine Kundenfreundlichkeit, den gepflegten Zustand und die kleinen Extras aus, die den Aufenthalt besonders angenehm gestalteten. Die Verfügbarkeit von Gemeinschaftszelten und Sitzsäcken sorgte für zusätzlichen Komfort. Die herzliche Atmosphäre auf dem Campingplatz und die Gastfreundschaft der Betreiber machten unseren Aufenthalt zu einem wahren Genuss. Es war ein Ort, an dem wir uns willkommen und wohl fühlten. Gerade hinsichtlich dieser Aspekte kann ich diesen Campingplatz nur herzlich weiter empfehlen.
Unser Campspot auf dem Campingplatz De Lütte Danziger. Hier spannten wir sogar das Tarp über Zelt und Biwak, da ein Unwetter in der kommenden Nacht aufkommen sollte.
Mit einem Gefühl der Dankbarkeit für die unvergesslichen Eindrücke und Begegnungen, die uns auf dieser Etappe begleiteten, fielen wir erschöpft, aber glücklich, in unsere Zelte. Wir waren gespannt auf das, was uns morgen auf unserer weiteren Bikepacking-Reise erwarten würde, und freuten uns darauf, noch mehr von der zauberhaften Ostseeküste zu entdecken. In der folgenden Nacht überkam uns dann noch ein heftiger Sturm, der über die Küste zog. Außer einem verschollenen Hering, welcher aus dem Boden gerissen und irgendwo hin katapultiert wurde, blieb sämtliches Equipment und vor allem unsere Körper unversehrt.

Waren unsere Unterkünfte dann erst einmal aufgebaut und unsere Utensilien soweit sortiert und in den Zelten verstaut, gab es erst einmal wieder ein leckeres Süppchen vom Gaskocher.
16. Juli 2023│Distanz: 53,5 KM
tag 3:
Dahme via Lütjenbrode nach Katharinenhof, Fehmarn
An Tag 3 führte uns die Tour weiter von unserem Campingplatz in Dahme immer weiter auf dem Küstenradweg entlang der Ostsee und über die Fehmarnsund-Brücke auf die Insel Fehmarn. Zwar hielt sich die Distanz auch heute wieder ganz entspannt um die 50 Kilometer, jedoch luden die herrlichen Kulissen der Strände, Steilküsten und anderen kleinen Fleckchen, immer wieder zum Verweilen ein. So erreichten wir auch schon am frühen Abend unser heutiges Camp in Katharinenhof auf Fehmarn.

Entlang des Deiches bei Dahme.
Nachdem wir die vergangene stürmische Nacht heil überstanden, unsere Zelte am Morgen wieder zusammengebaut und unsere Sachen an unseren Fahrrädern verstaut hatten, freuten wir uns auf eine herzhafte Stärkung, bevor wir unsere nächste Etappe in Angriff nahmen. So gab es erst einmal deftige Bemmen, belegt mit ordentlich Wurst und Käse zum Frühstück. Dazu gab es belebende koffeinhaltige Schlucke fritz-kola aus der Flasche, welche wir uns noch an der Rezeption bei der Zahlung unserer Nächtigung noch aus dem Kühlschrank geholt hatten. So war das Frühstück nicht üppig. jedoch gab uns der schnelle Snack die erste nötige Energie und sorgte dafür, dass wir wach und voller Tatendrang waren. Die Sonne schien vom strahlend blauen Himmel, und eine sanfte Brise umspielte uns, während wir uns auf den Sattel schwangen und in die nächste Phase unserer Bikepacking-Reise aufbrachen.
Nachdem die Räder wieder bepackt waren starteten wir die ersten Meter entlang des Dammes von Dahme in Richtung Ostermade.
An diesem Tag stand für uns das große Ziel der Fehmarnsund-Brücke auf der Agenda, und unsere Vorfreude die Brücke zu überqueren und die Insel zu erkunden war entsprechend riesig. Schon auf den ersten Kilometern dieser Etappe wurden wir sofort wieder von der herrlichen Landschaft verwöhnt, die uns immer wieder entlang der Ostseeküste begleitete. Die atemberaubenden Ausblicke auf die umliegende Natur belohnten uns stets reichlich. Auf der einen Seite die sanften Hügel und fruchtbaren Felder, auf der anderen Seite die unendlichen Weiten des Ozeans, der sich vor uns ausbreitete. Dabei begegneten wir immer wieder freundlichen Einheimischen, Touristen und andere Radreisende die uns mit einem Lächeln grüßten und hin und wieder mit uns in ein kurzes Gespräch fanden. Es war schön zu erleben, wie wir als Reisende in dieser Gegend willkommen geheißen wurden und wie die Menschen hier ihre Verbundenheit zur Natur und zur Ostseeküste spürbar auslebten.

Zwischen Süssauer-Strand und Seekamp-Strand.
Die Route führte uns entlang der malerischen Strandpromenaden von Süssauer-Strand und Seekamp-Strand. Die verschiedenen Kontraste zwischen dem tiefblauen Meer, den feinen weißen Sandstränden und den faszinierenden Wolkenformationen am Himmel ließen uns immer wieder innehalten und diese atemberaubenden Momente tief in uns aufsaugen. Die Schönheit der Umgebung und die beeindruckenden Naturschauspiele entlang der Ostseeküste versetzten uns in eine Art Trance, und wir fühlten uns privilegiert, diese einzigartigen Gemälde der Natur hautnah erleben zu dürfen. Es war auch nicht tagtäglich das Ziel, einfach nur die Etappen zu absolvieren, sondern auch das bewusste Wahrnehmen der Umgebung, was auch diese Radreise zu etwas Besonderem machte. Nachdem wir das malerische Küstendorf Großenbrode durchfahren hatten, erreichten wir schließlich die Fehmarnsund-Brücke, welche das Festland mit der Insel Fehmarn verbindet. So wurden wir am dritten Tag kurzzeitig zu Insulanern und wechselten, nach einem kleinen Umweg, hinüber auf die Insel.
Unterhalb der Fehmarnsund-Brücke.
Der Fehmarnsund ist etwa acht Kilometer lang und an der engsten Stelle ca. 800 Meter breit. Der Sund ist der Meeresarm der Ostsee zwischen Kieler Bucht und Mecklenburger Bucht, der die Insel Fehmarn vom Festland trennt. Der Fehmarnsund wird seit 1963 von der Fehmarnsundbrücke überquert. Die Brücke verbindet als Straßen- und Eisenbahnbrücke die Ostseeinsel Fehmarn mit dem Festland bei Großenbrode.
Wikipedia: Fehmarnsund

Unterhalb der Fehmarnsund-Brücke auf der Grossenbrodener Seite gelangt man, wenn man den Übergang des Radweges zur Fehmarnsund-Brücke am Königsweg verpasst. – So ist es uns ergangen. Also: Augen auf!
Nachdem wir die Fehmarnsund-Brücke überquert hatten, setzten wir unsere Reise am südlichen Ufer in Richtung Wulfener Hals fort. Es war ein besonderer Moment, die Brücke hinter uns zu lassen und die Weite der Insel Fehmarn vor uns zu haben. Während uns weiterhin das sanfte Rauschen der Ostsee begleitete, konnten wir die entspannte Atmosphäre der Insel Fehmarn schon von Beginn an in vollen Zügen genießen. Der gut zu befahrene Radweg führte uns wieder vorbei an atemberaubenden Landschaften. Eine gustatorische Einkehr fanden wir kurz nach der Überquerung im Café MeerZeit in Fehmarnsund, auf welches man direkt nach der Vorbeifahrt an der Bootswerft Schaich stößt. Das Café bot einen idyllischen Blick auf den kleinen Fehmarnsunder Hafen, der mit seinen Booten und dem klaren Wasser einen zauberhaften Anblick bot. Hier ließen wir uns für ein paar Momente von den frischen Fischbrötchen verführen, die hier mit köstlichem Fisch aus der Ostsee zubereitet wurden. Dazu genossen wir koffeinhaltige Getränke und natürlich eine gute Tasse Kaffee, die uns neue Energie für die an diesem Tag noch zu bewältigende Strecke bis zu unserem Campingplatz in Katharinendorf schenkte.
Leckere Fischbrötchen und andere leckere Köstlichkeiten gibt es im Café MeerZeit in Fehmarnsund.
Unsere Route führte uns weiter über Wulfen und direkt über den Deich bis nach Burgstaaken, südlich von Burg auf der Insel Fehmarn. Der Abschnitt entlang des Deiches bot eine beeindruckende Aussicht auf den Burger See und andererseits konnte man schon von Weitem die großen Windräder und den Hafen von Burgstaaken erblicken. Es war ein faszinierender Kontrast. Der Deich bot uns auch einen herrlichen Blick auf die umliegende Landschaft der Insel Fehmarn. Nachdem wir den Deich passiert hatten, erreichten wir schließlich Burgstaaken. Das Hafenstädtchen beeindruckte uns mit seinem maritimen Flair und der lebhaften Atmosphäre. Unser nächster Zwischenstopp war das U-Boot-Museum Fehmarn.
Über den Deich zwischen Wulfen und Burgstaaken.
Das U-Boot-Museum Fehmarn ist eine faszinierende Sehenswürdigkeit auf der Insel Fehmarn. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2005 hat es sich zu einem wahren Anziehungspunkt für Besucher und Geschichtsinteressierte entwickelt. Die besondere Attraktion des Museums ist das originalgetreue U-Boot U 11, das imposant und eindrucksvoll am Liegeplatz zu sehen ist. Es wurde ausgemustert und mit zwei Kränen an seinen jetzigen Standort im Hafen von Burgstaaken gebracht, wo es nun als eindrucksvolles Symbol der maritimen Vergangenheit dient. Nach einem schnellen Sightseeing ging unsere Tour aber auch schon wieder weiter auf die letzten Kilometer des heutigen Tages.
Das U-Boot-Museum Fehmarn ist ein Ort, der gleichermaßen informativ wie beeindruckend ist. Es lädt Besucher ein, sich mit einem bedeutenden Kapitel der Geschichte auseinanderzusetzen und bietet eine einzigartige Möglichkeit, die maritime Vergangenheit der Ostsee-Region zu entdecken.
Von Burgstaaken fuhren wir direkt an der Strandpromenade entlang, weiter an Burgtiefe und dem Sahrensdorfer See vorbei und nach Staberdorf bis wir die östliche Küste der Insel erreicht hatten. Während wir entlang der östlichen Küste radelten, offenbarten sich uns immer wieder traumhafte kleine Küstenstrände, die oft abseits des üblichen Touristentrubels lagen. Diese versteckten Juwelen luden förmlich dazu ein, kurze Pausen einzulegen und den Blick über die Wellen und Wogen der Ostsee schweifen zu lassen. Die menschenleeren Strände waren Oasen der Ruhe und Schönheit und boten uns Momente der Stille und Besinnung. Die letzten Kilometer bis zu unserem Tagessziel, dem Campingplatz Katharinenhof, vergingen wie im Flug. Auf unserem Weg dorthin genossen wir die unberührte Natur und die weitläufigen Landschaften der Ostseeinsel. Es boten sich immer wieder atemberaubende Ausblicke auf die tiefblaue See und die sanften Dünen, die die Küstenlinie säumten.

Küstenlinie zwischen Burgstaaken und Katharinenhof.
Am späten Nachmittag, gegen 17:00 Uhr, erreichten wir den Campingplatz Katharinenhof nach einer wunderbaren Etappe entlang der Ostsee. Der Campingplatz empfing uns mit einem beeindruckend großen Areal, das hauptsächlich von stattlichen Caravans und geräumigen Wohnmobilen bevölkert war. Die Zeltwiese, auf der wir unser Lager aufschlugen, war offen und von einer frischen Meeresbrise durchzogen. Der kräftige Wind war dank unserer gut ausgewählten Campingausrüstung kein Problem und sorgte eher für eine angenehme Abkühlung an diesem sonnigen Tag. Pures Küstenfeeling eben. Die sanitären Einrichtungen waren modern und gepflegt. Von Spielplätzen über Sportplätze bis hin zu einem kleinen Laden für die nötigen Einkäufe – hier fehlte es uns an nichts. Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut hatten, besprachen wir unsere Pläne für den nächsten Tag. Wir beschlossen, eine kleine Rundtour zum Leuchtturm Staberhuk zu machen. Außerdem wollten wir die Stadt Burg auf Fehmarn erkunden und die Gelegenheit nutzen, um dort Essen zu gehen. Daher entschieden wir uns spontan dazu, gleich zwei Nächte zu bleiben, um uns zum einen etwas Entspannung zu gönnen und den südlichen Teil der Insel Fehmarn in aller Ruhe zu entdecken.
Ankommen auf dem Campingplatz bei Katharinenhof.
Den Abend ließen wir entspannt ausklingen, während wir uns bei einem leckeren Topf Nudeln über die Erlebnisse des Tages austauschten. Die Sonne ging langsam unter und tauchte den Campingplatz in ein warmes Abendlicht, das , trotz der starken Winde, die friedliche Stimmung unterstrich. Mit Vorfreude und Dankbarkeit für diesen gelungenen Tag fielen wir schließlich müde, aber glücklich, in unsere Schlafsäcke und ließen uns vom Rauschen des Windes in den Schlaf wiegen.

Abendstimmung auf dem Campingplatz.
17. Juli 2023│Distanz: 33,1 KM
tag 4:
Fehmarn: Burg auf Fehmarn via Staberhuk und Bannesdorf
An Tag 4 gönnten wir uns einen etwas entspannteren Tag. Wir erkundeten den südwestlichen Teil der Insel Fehmarn mit einer Rundtour von Katharinendorf zur Brandung am Leuchtturm Staberhuk und nach Burg auf Fehmarn. Das Wetter zeigte sich an diesem Tag zwar windig, doch die Temperaturen waren mehr als angenehm.

Blick von der Steilküste Katharinendorf.
Der nächste Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein und einem klaren blauen Himmel. Perfektes Wetter für unsere geplante Rundtour. So starteten wir auch gleich nach einem kleinen Frühstück am Zelt zum Leuchtturm Staberhuk. Die Route führte uns immer entlang der Steilküste Katharinendorf. Immer wieder gab es kleine versteckte Idyllen und Wege zu entdecken, die an zauberhaft schöne Strände führten.



Entlang der Steilküste Katharinenhof.
Als wir den südöstlichsten Punkt der Insel Fehmarn sowie den östlichsten Punkt des Bundeslandes Schleswig-Holstein erreichten, tauchten wir ein in eine atemberaubende Szenerie. Bereits nach kurzer Zeit erblickten wir die wilde Brandung der Ostsee, unterhalb des Leuchtturms Staberhuk, die mit ihren unterschiedlichsten Farbschattierungen und tosenden Wellen an den majestätischen Findlingen der Eiszeit brach. Der Anblick war schlichtweg sensationell und zog uns sofort in seinen Bann. Hier verweilten wir eine ganze Zeit, um das Zusammenspiel der Elemente auf uns wirken zu lassen. Das Rauschen der Wellen, das salzige Meerwasser in der Luft und die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut verschmolzen zu einem harmonischen Ganzen.



An der Brandung unterhalb des Leuchtturms Staberhuk bei Staberdorf.
Nachdem wir uns von der überwältigenden Schönheit der Natur und den beeindruckenden Naturkräften an der Brandung haben einfangen lassen, setzten wir unsere Tour in Richtung Burg auf Fehmarn fort. In der wollten wir uns kulinarisch verwöhnen lassen. Doch zuvor machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Leuchtturm selbst. Leider war ein direkter Zugang zum Gelände derzeit nicht möglich, daher konnten wir ihn nur von außerhalb erblicken. Nichts desto trotz war dieses Bauwerk faszinierend.

Leuchtturm Staberhuk.
Der imposante Leuchtturm Staberhuk wurde im Jahr 1903 erbaut und dient seit jeher als Orientierungsfeuer für den Fehmarnsund. Die historische Bedeutung dieses Leuchtturms und seine Rolle bei der Sicherung der Schifffahrt auf der Ostsee machten ihn zu einem wichtigen Wahrzeichen der Insel. 1998 wurde der Leuchtturm einer umfassenden Sanierung unterzogen, bei der das Ziegelmauerwerk wieder in Stand gesetzt wurde.
Deutsche Leuchtfeuer


Der Leuchtturm Staberhuk markiert die Südostspitze Fehmarns und befindet sich am östlichsten Punkt von Schleswig-Holstein.
Langsam aber stetig zog sich der Himmel zu, und der Wind nahm an Stärke zu. Doch statt uns abzuschrecken, verstärkten diese Wetterbedingungen nur noch mehr das einzigartige Küstenambiente, das uns auf unserer Fahrradtour begleitete. Unverdrossen setzten wir unseren Weg, entlang der malerischen südlichen Küstenlinie, fort. Die Landschaft um uns herum wurde von Minute zu Minute wilder und rauer, und der Klang der tosenden Wellen der Ostsee mischte sich mit dem Pfeifen des starken Windes. Wir konnten förmlich die salzige Meeresluft schmecken, während wir in die Pedale unserer Räder traten und uns von der Schönheit der Umgebung bezaubern ließen. Unsere Route führte uns weiter bis nach Burgtiefe und von dort fuhren wir schließlich in nördlicher Richtung nach Burg, dem Herzen der Insel Fehmarn.

Südliche Küstenlinie zwischen Staberdorf und Burgtiefe.
Als wir in Burg auf Fehmarn ankamen, begann auch das Wetter dementsprechend umzuschlagen. Der Himmel verdunkelte sich, und erste Regentropfen fielen auf den Boden. Der Wind wurde stärker. Trotzdem ließen wir uns von den äußeren Umständen nicht entmutigen und machten uns auf die Suche nach einem gemütlichen Ort, um eine wohlverdiente Mahlzeit zu genießen. Gerade als sich der Niederschlag und Sturm verschlimmern wollten, entdeckten wir ein einladendes italienisches Restaurant. Dankbar betraten wir das warme und trockene Ambiente. Das Restaurant bot uns Schutz vor dem zunehmenden Unwetter, und wir waren froh, dass wir rechtzeitig einen gemütlichen Platz gefunden hatten. Wir sehnten uns nach einer reichhaltigen und magenfüllenden Mahlzeit, da wir den ganzen Tag noch nichts ordentlich gegessen hatten. Mit Salat und großen Pizza konnten wir dem nun endlich Abhilfe schaffen. Während wir uns unsere köstliche Mahlzeit schmecken ließen, tobte draußen der Sturm vorüber. Nachdem wir unsere Teller leer hatten, hatte sich auch das miese Wetter draußen wieder gebessert. Die Sonne kämpfte sich langsam durch die graue Wolkendecke und so konnten wir uns an die letzten Kilometer zurück auf unseren Campingplatz antreten.
Draußen tobte ein Sturm und wir saßen im Trockenen bei Pizza und Salat in einem italienischen Restaurant.
Die Rücktour führte uns vorerst, ziemlich unromantisch, über eine lange Landstraße durch das Inselinnere nach Puttgarten und weiter in Richtung Marienleuchte. Als wir die Küste wieder erreicht hatten, ging es weiter vorbei an Presen und dem Klausdorfer Strand bis zurück nach Katharinenhof. Bevor wir den Campingplatz wieder erreichten, ließen wir die Eindrücke des heutigen Tages noch einmal auf uns wirken, während wir hinab der Steilküste auf die tosende Ostsee blickten.

Marienleuchte.
Als wir wieder auf dem Campingplatz Katharinenhof ankamen, bemerkten wir, dass sich der Himmel allmählich wieder zuzog und der Wind an Kraft zunahm. Von weitem hörten wir das leise Donnern eines herannahenden Gewitters, doch vorerst blieben wir größtenteils von Regen verschont. Stattdessen wurde uns ein herrliches Naturschauspiel am Himmel geboten. Die untergehende Sonne tauchte die Wolken vor dem tiefgrauen Himmel in ein faszinierendes Spiel von Kontrasten. Die Wolken erstrahlten in verschiedenen Farben, von zartem Rosa bis zu leuchtendem Orange, und verliehen der Szenerie eine fast mystische Atmosphäre. Der Wind blies kräftig über den Campingplatz und umwehte uns mit seiner frischen, salzigen Brise. Wir spürten die gewaltige Kraft der Natur, die sich in jedem Windstoß manifestierte. Es war ein beeindruckender Moment, der uns einmal mehr verdeutlichte, wie faszinierend und zugleich unberechenbar die Natur sein kann. Mit einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit und Dankbarkeit für die Schönheit der Natur und die gemeinsamen Abenteuer machten wir uns schließlich auf den Weg in unsere Zelte. Der Wind begleitete uns mit seinem heftigen Rauschen in die Nacht.



Ein kontrast- und farbreiches Spektakel offenbarte sich am Abend am Himmel über dem Campingplatz Katharinendorf auf der Insel Fehmarn.
18. Juli 2023│Distanz: 96,9 KM
tag 5:
Katharinenhof, Fehmarn nach Sehlendorf via Heiligenhafen
Unsagbar schöne Küstenabschnitte sowie herrliche graveltaugliche Radwege machten auch diese Etappe, von Katharinenhof auf Fehmarn zurück aufs Festland via Heiligenhafen und Oldenburg in Holstein, zu einem weiteren unvergesslichen Erlebnis. Dabei legten wir eine gute Distanz zurück, damit wir am folgenden Tag die übrigen Kilometer bis nach Kiel ganz entspannt absolvieren und zudem rechtzeitig unsere Bahn erreichen würden.

Unsere bepackten Räder kurz vor dem Start auf dem Campingplatz Katharinenhof auf Fehmarn. Die Getränkeflaschen gefüllt, das Equipment zusammen gerötelt.
Sonnenanbetung und vielleicht ein bisschen Yoga beim Zusammenlegen der Luftmatratze.
Der Morgen brach an, nachdem die Nacht doch ziemlich windig und regnerisch war. Der Himmel lockerte sich allmählich auf, die dunklen Wolken verzogen sich. Doch der Boden war ziemlich feucht vom leichten Niederschlag. Es war offensichtlich, dass wir etwas mehr Zeit brauchten, um unser Zelt und Biwak trocken zu bekommen. Wir sortierten unsere Ausrüstung und versuchten irgendwie das Zelt noch etwas trocken zu bekommen. Gegen 8:00 Uhr waren wir endlich bereit, unsere heutige Etappe anzutreten. Unser Ziel war es, natürlich wieder auf das Festland überzusetzen und dann von Heiligenhafen über Oldenburg in Holstein nach Sehlendorf bei Hohwacht und Haßberg zu gelangen. Das Tagesziel stand allerdings nicht schon am Morgen fest, denn es sollte sich herausstellen, dass sich die Suche nach einem geeigneten Campingplatz am Nachmittag, als doch etwas komplizierter herausstellen sollte. Daher lag, für uns zu diesem Zeitpunkt noch unwissentlich, eine längere Distanz für die heutige Etappe vor uns.



Schon auf den ersten Kilometern der heutigen Etappe, wurden wir ummantelt von herrlich idyllischen Küstenlandschaften. Hier zwischen Katharinenhof und Puttgarten.
So verließen am Morgen wir den Campingplatz und machten uns wieder auf den Weg. Der Himmel begann sich langsam mehr und mehr aufzuklaren und die Sonne kämpfte sich durch. Allerdings nahm dafür der Wind mehr und mehr zu und blies uns stets frontal ins Gesicht, was das Treten in die Pedale natürlich erschwerte. Doch ich empfand diese meteorologische Herausforderung als eher wunderschön. Denn dadurch fühlte ich mich noch mehr mit der Küste und der See verbunden. Und irgendwie gehören diese kraftvollen Elemente ja auch zu einer ordentlichen Küstentour. Jedenfalls stellten wir uns dieser Challenge. Schon von Beginn unserer heutigen Etappe wurden wir wieder begleitet von herrlichen Blicken über die Küstenlinie. Rechts immer die Ostsee mit ihrem stetigen Rauschen liegend, links die weitläufigen Landschaften dieser herrlichen Insel.
Herrliche Radwege mit feinstem Schotter machten den Ride entlang der Nordküste der Insel Fehmarn zu einem spektakulären Ereignis.
Über Puttgarten und immer weiter an der nördlichen Küstenlinie der Insel passierten wir den Grünen Brink und das Niobe Denkmal bis zum Ahoi-Camp am Markelsdorfer Huk. Wir rollten immer entlang auf wunderschönen Schotterwegen. Endlose Panoramablicke überwältigten uns, wohin das Auge auch blickte. Trotz des immer stärker werdenden Gegenwindes purzelte ein Kilometer nach dem anderen wie im Flow. Die Energie und Schönheit der Umgebung trugen uns förmlich vorwärts und verliehen diesem Abschnitt eine ganz besondere Dynamik.
Café “Sand Tropez” direkt am Ahoi-Camping Fehmarn beim Markelsdorfer Huk.
Kurz vorm Deich Fehmarnbelt legten wir eine kurze Pause am Ahoi Camping Fehmarn ein. Bei einem leckeren Stück Erbeerkuchen und einer guten Tasse Kaffee in einem herrlich entspannten Ambiente konnten wir im Café “Sand Tropez”, direkt am Ahoi Campingplatz liegend, auch endlich mal wieder einen gut funktionierenden W-Lan-Spot nutzen, nachdem wir seit zwei Tagen kaum auf das Internet zugreifen konnte, jedoch uns nicht weiter störte. Die Zeit abseits der digitalen Welt hatte uns auch irgendwie näher an das bewusste Erleben der Natur gebracht. Es war eine Art “digitales Detox”. Nachdem wir uns erneut mit frischen Kalorien und Koffein versorgt und uns auf den neuesten Stand gebracht haben, ging es auch sofort wieder auf den Bock. Die Route führte uns nun ein ganzes Stück an der westlichen Küstenlinie von Fehmarn entlang.
Auf dem Deich Fehmarnbelt in Richtung Leuchtturm Westermarkelsdorf.
Die weitere Route war geprägt von gut ausgebauten Radwegen, die uns mühelos und sicher vorwärts brachten. Über den Deich Fehmarnbelt ging es weiter Richtung den Leuchtturm Westermarkelsdorf, der stolz über die Küste thronte und schon von weitem zu sehen war. Dabei durchkreuzten wir unzählige Schafherden, die auf den Küstendeichen weideten. Weiter ging es entlang des Fastensees, welcher von Schilfgürteln gesäumt war. Die ruhige und idyllische Atmosphäre lud zum Verweilen ein, doch wir waren immer noch im Entdeckungsmodus und traten ordentlich in die Pedale. Weiter zum Weststrand Wallnau und bis zum Flügger Strand an der untersten südwestlichen Spitze von Fehmarn führte uns die Route über gut ausgebaute Radwege und wunderschöne Passagen mit herrlichen Schotterabschnitten, welche das Gravelherz höher schlagen lies.
Schöne Radwege im Wechsel von Asphalt und Schotter zwischen Fastensee und dem Weststrand Wallnau bis zum Flügger Strand.
Ein besonderes Highlight war hier der Jimi-Hendrix-Gedenkstein, dem wir auch noch einen kleinen Besuch abstatteten. Der Gedenkstein erinnert an das legendäre Love & Peace Festival, das im Jahr 1970 auf Fehmarn stattfand. Jimi Hendrix, einer der größten Rockmusiker aller Zeiten, war damals der Headliner des Festivals. Leider sollte es sein letztes Konzert in Deutschland sein, denn nur wenige Tage später verstarb er tragischerweise. Der Gedenkstein befindet sich direkt an der ehemaligen Festivalbühne zwischen dem Naturschutzgebiet Wallnau und dem Flügger Strand.

Am Jimi-Hendrix-Gedenkstein.
Ab dem Flügger Strand waren es nur noch wenige Kilometer bis zur Fehmarnsundbrücke, über welche wir wieder auf das Festland zurück kehren würden. Die letzten Impressionen der Insel konnten wir auf dem Weg durch die kleinen Ortschaften Orth, Lemkenhafen, Westerbergen, Gold und Strukkamp in uns aufsaugen. An der Fehmarnsundbrücke angekommen, überkam mich schon ein wenig Wehmut, da die vergangenen drei Tage auf Fehmarn schon ein ganz besonderes Erlebnis waren und ich oftmals tief berührt von der hier vorherrschenden Landschaft war. So setzten wir unsere Tour zurück auf das Festland über die Fehmarnsundbrücke fort.


Bei unserer erneuten Überfahrt über die Fehmarnsundbrücke erlebten wir ein Déjà-vu: Die Radspur erwies sich erneut als äußerst knapp bemessen, wodurch es zuweilen zu sportlichen Manövern wurde, um eine Kollision mit entgegenkommenden Radfahrern zu vermeiden. Die heftigen Windböen, welche an diesem Tag herrschten und auf der Brücke um ein vielfaches stärker waren, machten diese Herausforderungen nicht einfacher. Offensichtlich wurde bei der Konstruktion der Brücke hinsichtlich der Fahrradweg-Breite gespart. Doch beiderseitige Rücksichtnahme und Freundlichkeit zwischen uns Radlern minderte dann doch so manch potentielle Gefahrenlage. Die Begegnungen mit den anderen Radfahrern sorgten zudem für kurzweilige Momente und manch ein Lächeln, wenn wir uns gegenseitig zu jonglieren schienen, um aneinander vorbeizukommen. Zudem war der Zugang zur Brücke, von Fehmarn aus kommend, nicht zu übersehen, wie vergleichbar unserer Herfahrt vor drei Tagen. Somit blieb zumindest diesmal ein ungewollter Umweg aus.

Fehmarnsundbrücke.
Lag der Sund hinter uns führte uns die Route weiter über Großenbrode und Lütjenbrode bis nach Heiligenhafen. Hier stand wieder eine kurze Verschnaufpause an. Am Hafen lud uns ein kleiner Markt mit verschiedensten Wurst- und Getränkeständen, welche lokale Genüsslichkeiten anboten, dazu ein. Wie ließen uns am Pier nieder und gönnten uns Bratwurst, Kaffee und Cola. Und fasst hätte noch eine Möwe meine Bratwurst geklaut. Der Kontrast zum Inselflair und dem nun herrschenden starken touristischen Aufkommen in Heiligensee konnte nicht größer sein. Auf Fehmarn hatte man oftmals menschenleere Weite so weit das Auge blicken konnte und nun musste man sich fußläufig, das Rad neben sich her schiebend, durch die Menschenmassen manövrieren.

Heiligenhafen.
Nach unserem kurzen Zwischenstop in Heiligenhafen führte uns die Route weiter über herrliche Wege, direkt an der Steilküste entlang. Hier wurden wir wieder von wunderschön anzuschauenden Ausblicken auf die Ostsee überwältigt. Da eine Weiterfahrt direkt an der Küste entlang, aufgrund des Areals des Truppenübungsplatzes Putlos, hier nicht möglich ist, mussten wir kurz landeinwärts in Richtung Oldenburg in Holstein fahren. Ein paar Kilometer vor Oldenburg begann jedoch Michas Schaltung von Trek zu spinnen und wollte nicht mehr schalten. Eine entsprechende Radwerkstatt konnte ich aber direkt über Google Maps ausfindig machen. So lag diese idealerweise fast direkt auf unserer ursprünglichen Route und erforderte keinen größeren Umweg. Was für ein Glück! – In der Fahrradwerkstatt Zweirad Hartje in Oldenburg wurde uns schnell und problemlos geholfen und die Schaltung entsprechend fix repariert. Nach knapp anderthalb Stunden Aufenthalt, konnten wir dann auch die letzten Kilometer bis zum Campingplatz in Sehlendorf an der Hohwachter Bucht zurück legen.
Steilküste bei Heiligenhafen in Richtung Oldenburg in Holstein entlang der Hohwachter Bucht.
Von Oldenburg ging es dann mit etwas unromantischeren Flair weiter auf der Landstraße über Dannau, Klein Wessek und vorbei an Weißenhaus. Hier erwartete uns, aufgrund einer Baustelle, eine Umleitung, die uns auf den letzten Metern noch ordentlich herausfordern sollte. So mussten wir die Strandstraße verlassen und über die Umleitung über Döhnsdorf und Sehlendorf noch einige Höhenmeter überwinden. Da wir zu diesem Zeitpunkt schon rund 90 Kilometer gefahren waren, zehrte diese Aufgabe noch einmal ordentlich am Nervenkostüm und der Kondition. Doch das Ziel war so greifbar nahe, dass wir auch diesen Akt erfolgreich beenden konnten. Gegen 17:00 Uhr kamen wir dann auch auf dem Campingplatz Jipp an, auf welchem wir die kommende Nacht verbringen werden.

Auf der Strandstraße bei Weißenhaus.
Während wir unsere Unterkünfte aufbauten machten wir auch Bekanntschaft mit unseren Zeltnachbarn, einer kleinen Familie. Diese luden uns ein, uns an ihren Tisch setzen zu dürfen, um unser Abendbrot etwas angenehmer zu uns nehmen zu können. Zudem gab diese uns auch die Möglichkeit unsere Powerbanks mit Strom zu versorgen. Bei einem netten Gespräch konnten wir uns somit wieder stärken und entschloßen uns, noch einmal den Sehlendorfer Strand zu besuchen, um dort den Sonnenuntergang zu genießen und diesen anspruchsvollen Tag entsprechend ausklingen zu lassen. Hier erwartete uns ein herrlich weißer Sandstrand und ein fantastischer Sonnenuntergang. Besser hätte dieser Tag nicht vorüber gehen können. So reflektierten wir noch einmal die letzten Stunden und bereiteten uns mental auf die morgige letzte Etappe bis nach Kiel vor.





Sonnenuntergang am Sehlendorfer Strand.
19. Juli 2023│Distanz: 60,2 KM
tag 6:
Sehlendorf via Hohenfelde nach Kiel
Die finale Etappe an Tag 6 begann regnerisch und stürmisch, dennoch minderte das miesepetrige Wetter nichts an unserer Motivation. Die letzten Kilometer unserer kleinen Reise von Sehlendorf bis nach Kiel, immer entlang der Küste offenbarte wiedermal herrliche Ausblicke über die Ostsee entlang der Küstenlinie.

Sehlendorfer Binnensee.
Der Morgen begrüßte uns mit grauen Himmel und leichtem Regen. Der Versuch, unsere Zelte noch irgendwie trocken verpacken zu können, scheiterte, nachdem der Niederschlag immer wieder erneut einsetzte. Da wir aber auch nicht so lange warten konnte, bis sich der Himmel endlich auftat, um die Sonne durchzulassen, rollten wir unser Equipment nass in die Taschen. Letztlich mussten wir Kiel am heutigen Tag bis spätestens 18:30 Uhr erreichen. Zwar lagen nur noch ca. 60 Kilometer zwischen uns und dem Ziel. Aber wie wir ja in den vergangenen Tagen feststellen konnte, sollte man immer wieder auch mit unvorhersehbaren Zwischenfällen rechnen. Gegen 10:30 Uhr starteten wir vom Campingplatz Jipp bei Sehlendorf in Richtung Behrensdorf und Todendorf.

Zwischen Sehlendorf und Behrensdorf.
Es dauerte nicht lange bevor wir uns inmitten der wunderschönen Landschaft zwischen Ostsee und dem Sehlendorfer Binnensee wieder fanden. Der Trail führte über kleine Holzbrücken und an unzähligen Strandzugängen vorbei. Kurz vor Todendorf hieß es wieder für kurze Zeit die Strandidylle zu verlassen, da man am Leuchtturm Neuland auf das Areal des Todendorfer Schießplatzes stößt. Der Leuchtturm befindet sich an der Kieler Bucht, zwischen Hohwachter Bucht und Kieler Förde in der Nähe von Behrensdorf. Vorbei an diesem, führte die Route einige Zeit lang über das Landesinnere durch die Ortschaften Kembs, Satjendorf, Monkamp und Hohenfelde. In Hohenfelde erlaubten wir uns wieder eine kleine Auszeit, nach ungefähr der Hälfte der heute zu absolvierenden Strecke, nach ca. 30 km. Hier bestand die Möglichkeit für einen Einkauf und somit der Besorgung kleiner Wegzehrungen. Nach einer ca. einstündigen Pause starteten wir auf die letzten Kilometer unserer kleinen Radreise nach Kiel.
Leuchtturm Neuland.
Von Hohenfelden ging es dann wieder Richtung Strand und weiter durch die Strandseenlandschaft Schmoel konnten wir wieder weite menschenleere Landstriche durch dieses Naturschutzgebiet entlang von Dünen, Deichen und wunderschönen Strandabschnitten genießen. Das Wetter zeigte sich noch immer im tiefen Grau und starkem Gegenwind. Doch sollte sich dies in den nächsten Minuten noch bessern und zumindest für das letzte Stück etwas Sonnenschein für uns spendieren.

Entlang des Hohenfelder Strandes und der Strandseenlandschaft Schmoel.
Hatten wir das Naturschutzgebiet durchquert folgte die lange Strandpromenade von Schönberg über Laboe und letztlich bis nach Kiel. Nun hieß es langsam Abschied zu nehmen von der Ostsee und ihren vielfältigen Schönheiten, welche uns in den vergangenen sechs Tagen oftmals so sehr in den Bann zog. Entlang der Kilometer langen, wunderbar befahrbaren Promenade genoßen wir es noch einmal so richtig an der Küstenlinie entlang zu ballern. Während wir fast immer geradeaus so richtig in die Pedale treten konnten, blies uns der Seewind so richtig ins Gesicht. Dabei kam auch noch einmal die Sonne zum Vorschein und hob noch einmal die Kontraste in ein wunderschönes Licht. – Noch einmal Küstenfeeling pur!
Schönberger Seebrücke und Kalifornien.
So fuhren wir die letzten Highlights unserer Ostseereise an. Zunächst erreichten wir das Leuchtfeuer Heidkate, der stolz über die Küstenlandschaft wachte. Weiter durch die Ortschaft Stein erreichten wir kurze Zeit später das Marine Ehrendenkmal am Technischen Museum U995 in Laboe und ab da lag unser Ziel, der Kieler Hauptbahnhof, nicht mehr fern. Jedoch gab es kurz zuvor noch einen Platten an einem unserer Räder, der jedoch schnell zu fixen war und unseren Zeitplan nicht beeinflusste.
Am Leuchtfeuer Heidkate und das Marine Ehrendenkmal in Laboe.
So erreichten wir pünktlich unser Ziel, den Kieler Hauptbahnhof, mit noch einer knappen Stunde Aufenthalt bis unsere Bahn gegen 18:40 Uhr abfahren sollte. Genügend Zeit, um noch einmal durchzuatmen und die Tour zu reflektieren. Sechs Tage waren vergangen. Unsere Radreise führte uns von Wismar nach Kiel, inklusive der Umrundung der wunderschönen Insel Fehmarn. Unzählig viele Momente konnten wir entlang der Küstenlinie an der Ostsee sammeln, welche unvergessen bleiben werden. So war die Tour von Beginn an, ohne große Probleme oder unvorhersehbare Katastrophen, ein voller Erfolg. Zwar zeigte sich das Wetter an den letzten beiden Tagen windig und teilweise nass, jedoch konnte dies in keinster Weise den Zauber und die Magie unserer Reise berauben. Ob es die Etappen an sich waren, die wir Tag für Tag durch wunderschöne Landschaften von A nach B fuhren, die angenehmen Aufenthalte auf den Campingplätzen oder die Menschen, welche wir immer wieder unterwegs trafen, all diese Ereignisse machten diese Bikepacking-Tour zu einer würdigen Fortsetzung des “Baltic Sea Rush”. So hoffe ich, dass auch im kommenden Jahr ein weiterer “Baltic Sea Rush”-Ride folgen wird. Denn die Etappe von Kiel nach Flensburg steht nun noch aus, bis ich dann die komplette deutsche Ostseeküste abgefahren hätte.

An der Hörnbrücke in Kiel.
AHOI.
Die komplette tour collection auf komoot.
Alle Routen des “Baltic Sea Rush 2023” findest Du in meiner Collection auf Komoot über den folgenden Link. Klicke doch auch gerne auf den “Folgen”-Button, vielleicht liest man sichdort wieder.
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Baltic Sea Rush 2022: Von Wismar Nach Anklam via Rügen.
2022 machte ich meinen Bikepacking-Trip von Leipzig an die Ostseeküste. Der erste “Baltic Sea Rush” war ein 14-tägiger, auf mehr als 1.260 Kilometer, langer Rausch. Lese meinen Bericht hier auf meinem Blog:
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